Der Autovermieter OK Mobility macht auf Mallorca Millionengewinne auf Kosten der Kunden
Das Unternehmen erwirtschaftet Jahr für Jahr neue Rekordeinnahmen. MZ-Leser klagen, dass das zum Teil auf ihrem Rücken passiert
Othman Ktiri gibt sich meist als gut gelaunter Unternehmenschef. OK MOBILITY
Othman Ktiri gibt sich gern als der ewig strahlende und großzügige Saubermann. Der Inhaber der OK Group, die sich vor allem durch Autovermietung einen Namen gemacht hat, verschenkt regelmäßig vor Weihnachten große Geldbeträge an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und er tut das auf möglichst öffentlichkeitswirksame Weise. Vor zwei Jahren versammelte er die Belegschaft des in Palma ansässigen Unternehmens im Stadion von Son Moix, um dort insgesamt eine Million Euro unter seinen Leuten zu verteilen. Der gebürtige Marokkaner weiß sich in Szene zu setzen, und seine Unternehmenszahlen lesen sich eindrucksvoll.
Auch das Jahr 2023 stellt sich für die OK Mobility Group einmal mehr als höchst erfolgreich dar. Ende November verkündete das Unternehmen, dass es in den ersten neun Monaten des Jahres einen Rekordumsatz von 223 Millionen Euro verzeichnet hat. Das seien 16 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2022. Im Geschäft der Autovermietung betrug der Umsatz demnach 152 Millionen Euro, mehr als im gesamten Jahr 2022. Die restlichen 71 Millionen Euro stammen aus Verkäufen von Mietwagen.
"Über den Tisch gezogen worden"
Kein Wunder, dass es bei OK Mobility so gut läuft, wirft der ein oder andere Leser der MZ in Kommentaren immer wieder ein. Das Unternehmen steht regelmäßig in dem Verdacht, beim Mietwagenverleih mit unlauteren Methoden zu arbeiten. In den vergangenen Wochen erreichten die MZ erneut zahlreiche Zuschriften dazu. In mehreren Fällen ging es darum, dass Anmietungs-Kautionen in vierstelliger Höhe über Wochen auf der Kreditkarte blockiert war. So berichtet Leser Martin Pfeifer (Name geändert): „Leider sind wir beim Anmieten von einem Fahrzeug ziemlich übel über den Tisch gezogen worden! Seit dem 26.08.2023 bekomme ich noch 1.350 Euro von OK Mobility, und keiner rührt sich bei denen.“
Der Betrag sei am 12. August auf der Kreditkarte geblockt worden, selbst Visa habe keine Möglichkeit, den Betrag auf der Kreditkarte gutzuschreiben. „Das Fahrzeug ist ohne Mangel oder Schaden an den Vermieter zurückgegangen, und trotz allem bekomme ich mein Geld nicht“, beklagt sich Pfeifer. Der Deutsche hat sich inzwischen auf Mallorca einen Anwalt besorgt und kämpft seither für das Geld.
Maserati schmackhaft gemacht
Ganz ähnlich erging es auch einem anderen Urlauber, Stefan Kling (Name geändert). Kling reist mehrfach im Jahr für mehrere Wochen nach Mallorca und mietete im Oktober erstmals bei OK Mobility ein Auto an. Zunächst versuchten Mitarbeiter, ihm am Schalter statt seines gebuchten SUV einen Maserati schmackhaft zu machen – mit entsprechendem Aufpreis. Am SUV gebe es zahlreiche Schäden, hieß es. Kling blieb bei seinem ursprünglich reservierten Wagen und dokumentierte die Schäden alle mit Fotos.
Er musste schließlich eine Kaution von 2.000 Euro hinterlegen. Auf eine Rückerstattung wartete er dann vier Wochen. „Die Kaution wurde nur deshalb freigegeben, da die Richtlinien der Kreditkartenbank es vorsehen, dass vorgemerkte bzw. blockierte Umsätze nach 30 Tagen automatisch freigegeben werden“, schreibt Kling.
Schäden mehrfach abgerechnet?
Nicht nur blockierte Kreditkarten scheinen an der Tagesordnung zu sein, wenn man bei OK Mobility ein Auto mietet. Auch von dem bereits mehrfach berichteten Phänomen, dass Kunden für bereits zuvor existierende Schäden an den Autos zur Rechenschaft gezogen werden, berichten MZ-Leser weiter. So schreibt Michael Brunner (Name geändert), dass OK Mobility ihm nach Rückgabe eines Mietwagens 1.260 Euro auf seiner Kreditkarte wegen eines angeblichen Schadens belastet habe, den Brunner allerdings bei Entgegennahme des Fahrzeugs bereits fotografiert und bei der Abgabe mit dem zuständigen Mitarbeiter abgeglichen hatte. Brunner vermutet dahinter „eine gewisse Systematik“.
Die Erfahrungen der MZ-Leser decken sich mit den Bewertungen im Internet. Beim Portal Trustpilot fällt die Autovermietung durch. Auf einer Skala von fünf Sternen kommt OK Mobility derzeit auf eine Note von 1,4.
Kunden reklamieren zu selten
Dass derlei dem Ansehen der Mietwagenbranche auf Mallorca schaden könnte, versteht sich von selbst. Beim balearischen Gesundheits- und Verbraucherministerium steht man dem Treiben besorgt und einigermaßen hilflos gegenüber, sagt der MZ der verantwortliche Verbraucherschutzkoordinator Jesús Cuartero. „Das Problem ist, dass die meist ausländischen Kunden die Vorfälle nicht bei uns reklamieren“, sagt Cuartero. Dann könne man auch nicht aktiv werden.
Für deutsche Kunden etwa gebe es die Möglichkeit, ihre Beschwerden beim Europäischen Verbraucherzentrum vorzubringen. Für Deutschland liegt das im badischen Kehl. Von dort könne die Anzeige dann auf die Balearen weitergeleitet werden. Oder man könne sich auf Mallorca an die sogenannte Junta Arbitral del Transporte (Carrer Eusebi Estada, 28, Palma) wenden und dort den Fall vortragen. In diesem Fall muss der Autovermieter etwa bei Schäden, die unberechtigterweise berechnet werden, nachweisen, dass der Kunde diese verursacht hat.
Inspektionen ohne gewünschte Wirkung
Man kenne seine Pappenheimer auf Mallorca sehr wohl, sagt Cuartero. „Wir inspizieren die Unternehmen auch, aber sobald sich unsere Leute zu erkennen geben, geht natürlich alles mit rechten Dingen zu.“ Es gebe 228 Autoverleiher auf den Balearen, von denen „200 ihre Arbeit anständig machen, vor allem die kleinen“.
Und OK Mobility? Wie bereits in der Vergangenheit schert sich das Unternehmen offenbar wenig um seinen Ruf, solange der Rubel rollt. Wiederholte Anfragen bei OK Mobility selbst und der zuständigen Marketing-Agentur verliefen im Sand, die Fragen der MZ wurden tagelang und bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.
Quelle: mallorcazeitung.es