Psychische Gesundheit nach dem Vulkanausbruch auf La Palma
Überraschende Resilienz bei Jugendlichen -
Weniger Angst und Einsamkeit – Ein unerwarteter Hoffnungsschimmer
Psychische Gesundheit: Nach dem dramatischen Ausbruch des
Vulkans Tajogaite auf La Palma 2021 haben Forscher der Universität La Laguna
(ULL) erstaunliche Ergebnisse präsentiert: Jugendliche in den vom Lava und
Asche betroffenen Gebieten zeigen weniger Angst und Einsamkeit als erwartet.
Während viele befürchteten, dass die Naturkatastrophe tiefe psychische Wunden
hinterlassen würde, deuten die Daten auf eine beeindruckende
Anpassungsfähigkeit hin.
Neue Erkenntnisse: Emotionale Reaktionen der Jugendlichen im
Fokus
In einer Studie, veröffentlicht im wissenschaftlichen
Journal Aposta, analysierten Ana Padrón vom IESA-CSIC und J. Vianney Trujillo
von der ULL das emotionale Befinden von 612 Schülern im Alter zwischen 14 und
18 Jahren. Die Probanden stammten sowohl aus direkt betroffenen Gebieten als
auch aus weniger betroffenen Regionen. Das überraschende Ergebnis: Jugendliche
in den stark betroffenen Zonen zeigten eine stärkere adaptive emotionale
Reaktion als ihre Altersgenossen außerhalb des Katastrophengebiets.
Gemeinschaftsgeist als Schlüssel zur emotionalen Genesung
Die Forscher vermuten, dass die kooperative Reaktion der
Gemeinschaft nach dem Ausbruch eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte.
Trujillo erklärt: „Es ist möglich, dass Solidarität und soziale Unterstützung
das Zugehörigkeitsgefühl stärken und so die psychische Widerstandskraft
fördern.“ Unterstützungsnetzwerke wie Initiativen „Revivir El Valle“ oder
„Volcán de Talento“ sowie präventive Maßnahmen an Schulen könnten maßgeblich
dazu beigetragen haben, Ängste abzubauen und Resilienz zu fördern.
Positive Signale für die Jugendpolitik
Das Ergebnis ist vielversprechend: Es zeigt, wie wichtig
soziale Unterstützung und Gemeinschaftsinitiativen für die psychische
Gesundheit junger Menschen sind. Trujillo hebt hervor, dass diese Ansätze ein
Modell für zukünftige Jugendpolitik sein könnten. Besonders Schulen wie das IES
Eusebio Barreto in Los Llanos de Aridane wurden für ihre erfolgreichen
Programme zur Förderung des emotionalen Wohlbefindens ausgezeichnet.
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen stärker belastet
Ein weiterer wichtiger Befund betrifft die
Geschlechterunterschiede: Mädchen und junge Frauen berichten über höhere Angst-
und Stresswerte. Diese Verletzlichkeit wird durch frühere Studien bestätigt und
erfordert spezielle Maßnahmen zur Unterstützung dieser Gruppe. Experten warnen
davor, dass Frauen aufgrund struktureller Faktoren besonders schutzbedürftig
sind.
Warum ältere Menschen anders reagieren
Im Vergleich zu Jugendlichen scheinen Erwachsene, vor allem
ältere Menschen, größere Schwierigkeiten zu haben, sich an die veränderte
Situation anzupassen. Trujillo erklärt: „Das Gefühl der Zugehörigkeit ist ein
grundlegendes Bedürfnis. Bei älteren Menschen ist dieses oft tief verwurzelt
mit ihrer Identität und ihrem Ort.“ Für Jugendliche hingegen sei Flexibilität
ein Vorteil – sie passen sich leichter an Veränderungen an.
Hoffnung trotz Katastrophe
Die Studie zeigt, dass selbst inmitten einer Naturkatastrophe
positive Entwicklungen möglich ist. Gemeinschaftlicher Zusammenhalt, soziale
Unterstützung und gezielte Interventionen können helfen, psychische Wunden zu
heilen – bei Jugendlichen ebenso wie bei Erwachsenen. Die resilienten
Reaktionen der jungen Generation auf La Palma sind ein Beweis dafür: Mit
Zusammenhalt lässt sich auch das Unvorstellbare bewältigen.
Quelle: https://lapalma1.net