Es geht um „friedliche Zwecke“. Diese Ankündigung war Marokko offenbar wichtig, als die Regierung des Landes ihren Kooperationsvertrag mit dem Land ankündigte, das derzeit einen brutalen Angriffskrieg auf einen Nachbarstaat führt.

Der Vorvertrag zwischen Marokko und Russland besteht bereits seit 2017. Und er sieht vor, dass der afrikanische Staat dabei unterstützt wird, ein eigenes Atomprogramm aufzubauen. Marokko gehe es dabei um die Diversifizierung der aktuellen Energieversorgung, um unabhängiger von einzelnen Energieträgern zu werden.

Und so soll gleich an der Atlantikküste des Landes das erste Atomkraftwerk dieses Pakts entstehen. Darauf blicken die Kanarischen Inseln beunruhigt. Zumal Marokko bisher kaum Erfahrung mit derlei Technologien vorweisen kann und das Kraftwerk nur wenige Hundert Kilometer von der östlichen Grenze des kanarischen Archipels entfernt gebaut werden soll.

Konkret sieht das seit Jahren ruhende und nun aktivierte Abkommen eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern bei der Schaffung von Kernenergie-Infrastrukturen vor. Zudem gehe es um die Planung und den Bau mehrerer Kernreaktoren. Aber auch Wasser-Entsalzungsanlagen und Elementarteilchen-Beschleuniger sind Teil des Abkommens.

Nicht nur Atomkraftwerke: Russland soll Marokko im Umgang mit Kernkraft schulen

Marokko erwartet zudem von Russland, Wissen zum Thema Endlagerung radioaktiven Abfalls zu übermitteln. So soll das Land auch bei der Exploration und Erschließung von Uranlagerstätten unterstützt werden.

Und auch die Lieferung von Kernbrennstoff für Kraftwerks- und Forschungsreaktoren solle Teil der Zusammenarbeit werden. Schließlich müsse auch das Personal im Umgang mit radioaktiven Abfällen und mit der Kernkraft an sich ausgebildet werden.

Marokko versucht sich bereits seit den 1990er-Jahren mit schwankendem Interesse immer wieder im Bereich der Atomkraft. Seinerzeit war in Tan Tan versucht worden, eine atombetriebene Anlage zu bauen. Damals kam die Entwicklungshilfe im Bereich der Atomkraft aus China.

Kanaren blicken immer wieder mit Sorge auf Marokkos Atom-Programm

Auf den Kanarischen Inseln werden derlei Vorstöße seit jeher mit großer Sorge beäugt. Immerhin liegen sowohl die Inseln als auch Teile des angrenzenden afrikanischen Kontinents in einer Erdbebenzone. Im Falle eines GAU könnte Radioaktivität wie der feine Sand bei einer Calima mit dem Wind bis über die Kanarischen Inseln getragen werden.

Beim damaligen Plan hatten die Kanaren versucht, dem Nachbarland Windkraft schmackhaft zu machen. Niedrigere Investitionen als bei Atomkraft und Entwicklungshilfegelder waren seinerzeit die Argumente. Bei der aktuellen Kooperation dürfte Geld jedoch eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Quelle: teneriffa-news.com