MALLORCA
Dicke Luft am Flughafen von Mallorca: Angestellte des Betreuungsdienstes sehen ihren Streik sabotiert
Betreiberfirma will ab dem Tag des Ausstandes keine Schichtwechsel mehr zulassen. Angestellte kritisieren Arbeitsbedingungen
Die Angestellten des Dienstes für Menschen mit
eingeschränkter Mobilität am Flughafen Mallorca werfen
der Betreiberfirma Adelte vor, ihr Streikrecht zu untergraben. Der Vorwurf:
Seit Bekanntgabe einer geplanten Protestaktion am 24. Mai werde
ihnen nun systematisch verweigert, ihre Schichten zu tauschen.
Die Beschäftigten sehen darin eine gezielte Maßnahme
zur Einschüchterung und eine Reaktion auf ihre Ankündigung, gegen
prekäre Arbeitsbedingungen zu protestieren. Sie sprechen von „bewusster
Boshaftigkeit“ seitens des Unternehmens.
Service steht kurz vor dem Zusammenbruch, sagen die
Mitarbeiter
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten bereits Mitte
April Alarm geschlagen: Der Service für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Rollstühle seien
defekt, es fehle an Personal, und die Angestellten selbst litten
unter massivem Stress – nicht zuletzt wegen der wiederholten
Beschwerden und Konflikte mit Fluggästen, die sich über die mangelhafte
Betreuung beklagen.
Wie aus internen E-Mails hervorgeht, die dem "Diario de
Mallorca" vorliegen, hat Adelte angekündigt, ab dem 24. Mai -
dem Tag des geplanten Streiks - keine Schichtwechsel mehr zu genehmigen. „Alle
Änderungen ab dem 24. Mai sind bis auf Weiteres ausgesetzt“, teilte das
Unternehmen den Angestellten mit.
Die Begründung
In einem offiziellen Schreiben vom 16. Mai heißt es,
aufgrund der angekündigten Protestmaßnahme könnten keine Änderungen an
den Dienstplänen mehr vorgenommen werden – weder am Streiktag noch
danach. Gleichzeitig weist das Unternehmen darauf hin, dass es zu allerdings zu
Änderungen kommen könne, abhängig von den noch festzulegenden gesetzlichen
Mindestdiensten. „Wir sind personell am Limit. Wenn nur sechs von uns streiken,
bricht der Dienst zusammen“, warnt ein Beschäftigter.
Für die Angestellten ist die Maßnahme eine klare Repressalie. Besonders empört sie, dass die Mindestdienste bislang gar nicht festgelegt wurden. „Hier wird das Interesse des Unternehmens über das Arbeitsrecht gestellt“, kritisieren sie und kündigen eine Beschwerde bei der Arbeitsaufsicht an. Viele Kolleginnen und Kollegen seien auf mehrere Jobs angewiesen, um über die Runden zu kommen. „So sieht also der Versuch aus, eine Einigung über unsere Arbeitsbedingungen zu erzielen“, heißt es in sarkastischem Tonfall.
Ständige Spannungen wegen mangelhaften Services
Seit Monaten prangert der Betriebsrat eine unhaltbare
Situation an: Hilfsbedürftige Fluggäste würden mit defekten,
schmutzigen oder veralteten Hilfsmitteln betreut. Teils gebe es nur
einen oder zwei Mitarbeiter pro Schicht für Hunderte von Passagieren. Immer
wieder blieben Menschen ohne Hilfe im Flugzeug zurück oder
mussten sich selbstständig durch den Flughafen bewegen, um ihren Anschlussflug
zu erreichen.
Die daraus entstehenden Spannungen seien alltäglich – sowohl
mit Passagieren als auch mit Angestellten anderer Abteilungen. Beleidigungen
und verbale Übergriffe seien keine Seltenheit. Die Missstände wurden
bereits mehrfach der Arbeitsaufsicht, dem Schiedsgericht Tamib sowie dem
balearischen Institut für Arbeitssicherheit gemeldet.
Beschäftigte fordern mehr Personal, modernere Ausrüstung
und geregeltere Arbeitszeiten
Derzeit beschäftigt der Dienst rund 110
festangestellte Vollzeitkräfte sowie etwa 200 saisonal gebundene Teilzeitkräfte.
Die Beschäftigten fordern mehr Personal, moderne Ausrüstung,
verlässliche Dienstpläne und mindestens sechs Stunden Arbeitszeit pro
Schicht.
Während der Hauptsaison sollen zudem auch die Teilzeitkräfte
Vollzeit arbeiten dürfen – denn der Service für mobilitätseingeschränkte
Reisende sei ein „grundlegendes Recht“. Die Mitarbeitenden fordern von Adelte
und Flughafenbetreiber Aena, endlich Verantwortung zu übernehmen.
Quelle: https://www.mallorcazeitung.es