9. November 2023

Kanaren Wartezeit OPs Fachärzte

 

Kanaren: So lang müssen Sie auf OPs und Fachärzte warten


Mehr als 200.000 Kanarios warten auf wichtige medizinische Versorgungen. Patienten-Vertreter auf den Kanaren sind außer sich.


Foto: Gobierno

Als “Verbrechen” bezeichnet Carmen Flores die derzeitige medizinische Betreuung auf den Kanarischen Inseln. Verübt werde es “an der Gesundheit der Menschen”. Die Ombudsfrau für Patienten blickt fassungslos auf die Wartelisten für Operationen, Facharzt-Besuche und diagnostische Tests.
204.115 Patienten stehen auf den drei Listen, die auf den Kanarischen Inseln geführt werden. Diese unterscheiden nach Schwere und Art der Behandlung. Für Flores sei es unverantwortlich, dass Menschen sterben, während sie auf einen Eingriff oder eine Facharzt-Behandlung warten.

Die Ombudsfrau forderte nun die Landesregierung auf, Maßnahmen zur Regulierung der Wartelisten zu ergreifen. Inzwischen müssten Patienten wahre Pilgerreisen auf sich nehmen, um eine geeignete Versorgung zu erhalten.

Medizin: So lange warten Patienten auf den Kanaren


Für eine fachärztliche Behandlung müssen Patienten im Regelfall zunächst zu ihrem Hausarzt gehen. Termine würden dort bis zu neun Tage Wartezeit bedeuten, berichtet die Federación de Asociaciones en Defensa de la Salud Pública, kurz: Fadsp. Nur 6,2 Prozent der Anwohner der Kanarischen Inseln hätten das Glück, innerhalb von 24 Stunden einen Termin beim Hausarzt zu erhalten, heißt es weiter.

Ist diese Hürde genommen, geht es weiter zum Facharzt. Ab diesem Moment gibt es einen offiziellen Eintrag in die Warteliste. Dabei sind die Listen für Augenärzte, HNO-Ärzte, Rehabilitationsspezialisten und Traumatologen am stärksten frequentiert.

Jeder zweite Patient wartet auf einen dieser Ärzte. Und die Wartezeit liegt im Mittel bei 121 Tagen, also mehr als vier Monaten. Laut Fadsp gelinge es nur 15,2 Prozent aller Patienten, innerhalb eines Monats von einem Spezialisten untersucht zu werden.

Kanaren: Elf Wochen Wartezeit für eine CT


Sobald Patienten beim Facharzt vorstellig werden können, müssen sich viele von ihnen einem diagnostischen Test unterziehen. Derzeit warten auf den Kanaren 23.044 Patienten auf eine Computertomographie (CT), auf eine Mammographie, ein Ultraschall oder eine Endoskopie. Die durchschnittliche Wartezeit dafür beträgt rund elf weitere Wochen.

Ergibt diese Untersuchung die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs, kann es bis zu 153 Tage und damit fünfeinhalb Monate dauern, bis es einen Termin für einen Operationssaal gibt.

Bei all diesen Daten handelt es sich um Durchschnittswerte und je nach Schwere der Pathologie kann es deutlich schneller gehen. Zu jedem Durchschnittswert gehören allerdings genauso die Ausreißer in die andere Richtung, also Menschen, die laut Flores anderthalb Jahre auf die Lösung ihres gesundheitlichen Problems warten müssen.

36.395 Patienten auf den Kanaren warten auf eine OP
Auf den Kanarischen Inseln warten derzeit 36.395 Menschen auf einen chirurgischen Eingriff. Davon entfallen mit 20.836 Patienten 57 Prozent auf die westlichen Inseln der Provinz Santa Cruz de Tenerife und 15.559 Patienten (42 Prozent) auf die Provinz Las Palmas de Gran Canaria.

Für Flores sei es unzumutbar, dass die Pandemie noch immer als Ausrede herangezogen werde. Zudem könne es nicht sein, dass Menschen aufgrund ihres Alters für bestimmte Operationen gar nicht mehr vorgesehen werden.

Für die Expertin steht fest, dass auf den Kanarischen Inseln die Privatisierung des Gesundheitswesens zu vielen der Probleme führe. Dies habe zur Folge, dass viele Patienten mit lebensbedrohlichen Pathologien ihre Behandlung inzwischen freiwillig aus der eigenen Tasche bezahlen. Dies bringe jedoch andere Probleme mit sich. Neben den finanziellen Aspekten für die Betroffenen selbst, sorge diese Praxis auch für weitere Verschiebungen, da dadurch die Wartelisten ad absurdum geführt werden.

Für Flores ist die Zeit gekommen, in der sich die spanische Zentralregierung einschalten müsse: “Wenn die Gemeinden nicht die Verantwortung übernehmen können, muss der Staat reagieren”, sagt sie. Die Pandemie sei “keine Ausrede” mehr.


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