Ausgehen auf Mallorca: In dieser Bar in Palma gibt es Swing-Musik, Tanz und eine entspannte Atmosphäre
Der Galàctic Club in Palma ist Treffpunkt der Swing-Szene Mallorcas. Immer wieder kommt es zu Verwechslungen
Der Galàctic Club in Palma wirkt nicht nur wie aus der Zeit gefallen, sondern passt vor allem nicht ins Szeneviertel Santa Catalina. Während die Bars in der Umgebung eine möglichst Instagram-optimierte Dekoration haben, sieht der Tanzclub eher unauffällig aus. Der Boden ist aus Holz, die Wände schlicht, die Tische werden je nachdem, wie viele Menschen Platz zum Tanzen brauchen, auf- oder abgebaut
Die Musik hat hier eine wichtigere Rolle als in den meisten Santa-Catalina-Bars, ist gleichzeitig aber leiser. Die modernsten Klänge, die hier aus den Lautsprechern schallen, stammen aus den 40er-Jahren. Ein Publikum, das bunt gemixt von Mitte 20 bis um die 60 liegt, tanzt zu Swing und Blues. So beschwingt wie die Musik sind auch die Menschen, ohne zu laut zu werden. „Hier kommt nur hin, wer uns sucht“, sagt Xisco Joan. Der 48-jährige Mallorquiner leitet den Galàctic Club mit einem Freund.
Von Schweden belebt
Wenn in den 80er-Jahren nicht eine Gruppe von Schweden in die USA gereist wäre, würden sich im Galàctic Club heute keine Tanzbegeisterten treffen. Denn der Lindy Hop, also der Tanzstil passend zur Musikrichtung Swing, war nach den 40er-Jahren weitgehend in Vergessenheit geraten. Nicht so bei einer schwedischen Tanzgruppe, die in den 80er-Jahren nach New York flog, um Lindy Hop zu lernen und dort auch tatsächlich noch auf einige schon eher betagte Tänzerinnen und Tänzer stießen, die die Glanzzeiten des Swing noch live miterlebt hatten. Sie nahmen Unterricht bei den Zeitzeugen und luden sie zu sich nach Schweden ein. Swing und Lindy Hop verbreiteten sich nach diesem Revival nach und nach über den europäischen Kontinent. Barcelona ist bis heute ein Hotspot für diesen Tanz. Von hier aus schwappte die Welle vor etwa zehn Jahren auch bis nach Mallorca. „Neue Trends brauchen immer etwas länger, bis sie auf der Insel ankommen“, sagt Xisco Joan.
Eigentlich ist Joan Drehbuchschreiber, aber er liebt Jazz- und Swing-Musik und gehörte daher zu den Ersten auf der Insel, die Lindy Hop lernten. Weil die Swing-Liebhaber einen Ort zum Tanzen haben wollten, fanden sie eine Bar, in der sie sich einmal die Woche nachmittags treffen konnten. Als der Besitzer aufgeben wollte, übernahm Joan mit einem Partner den Laden: Der Galàctic Club war geboren. Inzwischen dreht sich Joans Leben fast vollständig um den Tanz, denn neben der Bar leitet er auch mit einer Freundin die Tanzschule Galàctic Old School. Zwar sind es getrennte Unternehmen, doch der Ort ist der gleiche: Morgens ist der Galàctic Club eine Tanzschule, abends von Mittwoch bis Samstag eine Bar.
MZ-Autor Tom Gebhardt gehört seit Jahren zur Stammkundschaft. „Es gibt auf der Insel viele Events, bei denen sich Lindy-Hop-Tänzer treffen“, erklärt er. „Aber es gibt nur einen festen Ort, an dem man mehrmals die Woche tanzen kann.“ Den Galàctic Club. Gebhardt erzählt, dass in der Bar Angehörige sämtlicher Tanzschulen zusammenkommen. Für deutsche Tänzer hat Gebhardt eine kleine Warnung: Während in anderen Ländern Lindy-Hopper immer zwei Musikstücke mit der gleichen Person tanzen, wird in Spanien nach jedem Tanz abgewechselt. „Man sollte sich also nicht wundern, wenn man nach einem Lied stehen gelassen wird.“
Allerdings sei der Wechsel wie so vieles andere keine Pflicht. Gebhardt gefällt am Lindy Hop vor allem, dass die Szene sehr entspannt ist und sich „nicht zu ernst nimmt“. Während es bei anderen Gesellschaftstänzen viele Regeln gebe und beispielsweise Tango herausgeputzter und „schnieke“ sei, habe Swing etwas Entspanntes. „Hier darf einfach jeder so kommen, wie er ist“, sagt Gebhardt. Tatsächlich wirken die Tänzer abends im Galàctic sehr ausgelassen. Frauen tanzen mit Männern genauso wie die einzelnen Geschlechter untereinander. Auch völlig Fremde bitten sich gegenseitig zum Tanz. „Es gibt immer eine besondere Stimmung hier“, sagt Margarulia, die ebenfalls schon lange ins Galàctic kommt und sich nur mit ihrem Spitznamen vorstellt. „Ich lache nirgends so viel wie unter Lindy-Hop-Tänzern.“
Kein Swinger-Club
Auch wenn Xisco Joan sagt, dass den Galàctic Club nur findet, wer ihn sucht. Manche suchen ganz andere Dinge. „Neulich haben mir Menschen geschrieben, dass sie einen Privatraum für zwölf Leute mieten wollen“, sagt Xisco Joan. „Ich habe ihnen dann erklärt, dass wir ein Tanzclub sind und kein Swinger- Club ...“ Solche Missverständnisse gebe es immer wieder. Und es sind nicht die einzigen. Seit eine Straße weiter die Intergalactic Bar eröffnet hat, suchen viele Karaoke und landen stattdessen auf dem Tanzparkett von Joan. Wer bleibt, den erwartet ein Santa-Catalina-Abend der besonderen Art.
Quelle: mallorcazeitung.es