Flughafen-Coup auf Mallorca: Staatsanwalt fordert je fünf Jahre Haft für die 22 gefassten Teilnehmer
Die Staatsanwaltschaft erklärt in der Anklageschrift, dass die Beschuldigten eine "Situation ohne Präzedenzfälle im europäischen Luftraum" ausgelöst hätten
November 2021: Die Teilnehmer des Flughafen-Coups werden zum Gericht gebracht. B. RAMON
Die Staatsanwaltschaft auf Mallorca fordert für die Teilnehmer des so genannten Flughafen-Coups im November 2021 jeweils fünf Jahre Haft. Ein Flugzeug von Casablanca nach Istanbul war damals wegen eines wohl vorgetäuschten medizinischen Notfalls auf der Insel zwischengelandet. Mehrere Personen nutzten die Gelegenheit, um aus dem Flugzeug über das Rollfeld zu flüchten.
Die Anklage sieht den Tatbestand des Aufruhrs, wie er im spanischen Luftfahrtgesetz von 1964 festgehalten ist, als gegeben an. Dabei handelt es sich nicht um denselben Tatbestand des Aufruhrs, der jetzt nach Willen der Zentralregierung abgeschafft werden soll. In dem Fall hätte die Haftstrafe bis zu 15 Jahren betragen können.
Über Facebook organisiert
Die Staatsanwaltschaft erklärt in der Anklageschrift, dass die Beschuldigten eine "Situation ohne Präzedenzfälle im europäischen Luftraum" ausgelöst haben. Die Aktion sei Wochen im voraus geplant gewesen. Demnach hätten sich die Teilnehmer über Facebook organisiert.
Der Prozess soll in den kommenden Monaten vor dem Landgericht in Palma stattfinden. Die Teilnehmer der Aktion befinden sich derzeit in U-Haft im Gefängnis an der Sóller-Landstraße. Viele von ihnen wurden noch am Tag des Vorfalls geschnappt, die anderen in den folgenden Wochen, teilweise auf dem Festland. Drei Personen sind immer noch verschwunden.
Das war passiert
Der Flughafen-Coup fand am 5. November 2021 statt. Damals musste ein Flieger von Air Arabia notlanden, da ein Passagier an Bord vorgegeben hatte, sich aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung schlecht zu fühlen. Am Flughafen wurde der angebliche Diabetiker von einem Krankenwagen abgeholt. Eine Gruppe junger Männer nutzte die Gelegenheit, um an der Besatzung vorbei aus dem Flugzeug zu stürmen und in der Nacht zu verschwinden. Die Bilder der Marokkaner auf dem Rollfeld machten tagelang nationale und internationale Schlagzeilen.
Ähnlicher Fall Anfang Dezember
Anfang Dezember 2022 gab es eine ähnliche Aktion am Flughafen Barcelona. Hier täuschte eine Schwangere – ebenfalls auf einem Flug von Casablanca nach Istanbul – vor, dass ihre Wehen eingesetzt hätten. Bei der Zwischenlandung floh eine Gruppe Passagiere aus dem Flieger. Ein Teil von ihnen konnte unmittelbar festgehalten werden. Einige davon durften zurück in den Flieger und flogen daraufhin weiter in Richtung Türkei. /pss
Quelle: mallorcazeitungs.es